111 Tage: The End

111 Tage: The End

Hi, it´s me: Julia das Nicht-AuPair ! 
Kaum zu glauben aber wahr, dieses Kapitel ist beendet. 111 Tage war ich ein Au Pair in Australien und jetzt ist es einfach von Heute auf Morgen vorbei. Wie gesagt, für mich einfach kaum zu glauben, zumal der Schluss wirklich ratz-fatz ging. 

Also hier kommt mein aller letzter Au Pair-Alltags Rückblick: 

Am Montag war ich mal wieder ne Stunde am Strand joggen. Leider sind mir durch die vielen Kinderspiele und Serien ein paar Gehirnzellen flöten gegangen ( oder lasst es uns zumindest darauf schieben), denn nach 45 Minuten hat sich mein Knie bei mir gemeldet und ein paar schöne Impulse geschickt, ganz nach dem Motto: Hör jetzt endlich auf, oder wir stehen für den Rest der Woche auf, ich versuch jetzt mal witzig zu sein, Kriegsknie (HA). Also wie erwähnt bin ich nicht MEHR sonderlich klever und hab diese Warnung ziemlich ignoriert, da ich die Stunde voll machen wollte. Mein Knie hat leider Ernst gemacht und somit war dann für den Rest des Tages jegliche Bewegung eine Qual.. 
Am Dienstag hab ich erfahren, dass ich leider kein Auto mehr zur Verfügung habe, da sich die Versicherungsbedingungen geändert haben und somit hatte ich recht wenig Arbeit, da ich die Kids nicht weg bringen musste/konnte und das von den Eltern übernommen wurde. Deswegen gings schon recht früh ins Fitnessstudio und danach in die Stadt, da ich T. eine Schultüte für den kommenden Mittwoch, seinen 1. Schultag, vorbereiten wollte. Danach hab ich noch das Auto auf Vordermann gebracht. Ein kleines Dankeschön an die Gastmutter, da ich es nutzen durfte, aber auch gedacht als ein kleines Dankeschön an das Auto selbst, da es von den Kindern echt geschunden wird und ich es sooo lieb gewonnen habe :D 
Mein langer Mittwoch war diesmal echt schlimm.. T. hatte mega die 'Attitude' und war ne richtige Diva! Fing schon damit an, dass er weinte, weil er das Fernsehn aus machen sollte. Meiner Meinung nach ist das nur, weil seine Mutter auch Zuhause war und er mit der Weinerei bei ihr leider durchkommt. Naja, lasst uns diesen Tag lieber schnell abschließen, denn viel besser wurde es mit T. nicht mehr. Die zwei guten Dinge an diesem Tag, ich konnte etwas früher Schluss machen und somit noch ins Fitnessstudio und zum Dinner gabs Fish and Chippys *-* 
Am Donnerstag war mein letzter Arbeitstag. Wir waren Morgens im Park, haben Fußball gespielt und es gab nen Milkshake. Zum Lunch durfte er Nutella auf seinem Brot haben, dann malten wir viele Dinos aus und haben sein liebstes Brettspiel ca. 800 mal gespielt. Zum krönenden Abschluss haben wir dann noch 'Paw Patrol' geguckt und Popcorn gegessen. Also wirklich ein gelungener letzter, gemeinsamer Tag (: Zum letzten Deutschen Dinner gabs dann nochmal Nudelsuppe mit Kirschpfannkuchen, da sich das die Gastmutter gewünscht hatte, also wirklich ein guter Abschied von dem Arbeitsalltag (: 

Mein Freitag startete im Fitnessstudio und danach widmete ich mich den lieben langen Tag dem Koffer packen. Was kommt mit? Was kann bei der Gastfamilie bleiben, bis ich es Ende März abhole? Was ziehe ich auf dem Flug an? Was hab ich im Haus noch so rumfliegen ? Jap, ihr hört es wahrscheinlich schon raus.. Es kostete mich Stunden :D Außerdem hab ich mein ganzes Zimmer gestaubsaugt und abgestaubt. Den Schrank ausgerieben, mein 'Badhälfte' geputzt und meine Handtücher gewaschen. Abends gabs das letzte Dinner mit der Family und die Gastmutter hat für's Dessert extra Muffins gebacken. Außerdem haben wir uns noch zwei Weinflaschen gegönnt und somit war auch das ein echt schöner Abschluss. 

Mit super viel Aufregung startet ich in den Samstag. Mein erster Weg führte natürlich wieder ins Fitnessstudio. Musste mich ja gebührend von meinen 'heiligen Hallen' verabschieden. 'Gebührend' bedeutet ein extra anstrengendes Workout, was mir aber einfach megaaa Spaß gemacht hat. Danach machte ich mein Zimmer komplett fertig, also Bett abziehen und meine Sachen, die noch ein paar Wochen dort bleiben, ordentlich wegpacken. Das war mir besonders wichtig, also alles super sauber zu hinterlassen und ich würde mal sagen, dass ist mir auch echt gut gelungen (: Als alles fertig aufgeräumt, gepackt und ich startklar war, mit der Familie zum Abschiedslunch auf ein Weingut zu fahren, ist mir dann noch ein winziges Detail aufgefallen... damm damm damm daaaaaaamm.. mein neuer Koffer hat einen riiiesen Riss rund um eine der Rollen. Jap, danke für die Qualität lieber 'Target' !!!! Also lasst es uns so sagen, ich habe, wenn ich ehrlich bin, nichts anderes erwartet, aber eben nicht so früh, also eben nicht VOR der Reise sondern eher NACH der Reisen, was durchaus ein signifikanter Unterschied ist... grrrrr... Ich muss wohl Nachts bei einem meiner 1000 Toilettengänge reingetreten sein. (Ich hab noch nie so viel Wasser in meinem Leben getrunken wie in Australien !! Positiv: Ich bin nicht einmal umgekippt; Negativ: Mein Schlaf wird ca. alle 3 Stunden unterbrochen, also muss ich sobald ich Zuhause bin wirklich mal ne gute Pro/Contra-Liste machen, ob es wirklich sooo wichtig ist viel Wasser zu trinken, denn es ist echt nervig Nachts aufzustehen :D ). Mit viel Klebeband und mindestens der selben Menge an Stoßgebeten, wurde mein Koffer dann halbwegs stabilisiert und ins Auto verladen. Auf dem Weingut angekommen haben wir Pizza und Dessert gegessen und wirklich tollen Wein getrunken (: Außerdem gabs ein kleines Abschiedsgeschenk für mich: Ein Pandora-Armband mit einer Australien-Flagge in Herzform.  Damit hab ich nun wirklich gar nicht gerechnet und somit war's um so schöner (: Ein kleine Fragerunde gab's dann auch noch..
1. Was hab ich mit T. am liebsten gemacht ? 
   -> Definitiv Basteln !! Ich liebe das ja sowieso und er war wirklich unheimlich konzentriert und ich konnte viele Bereiche miteinander verbinden. Damit meine ich, dass wir uns über etwas informieren konnten, wir einen kreativen Weg suchen mussten es umzusetzen, er das Schreiben üben konnte und wir wirklich sehr gute Team-Arbeit geleistet haben. Das Beste daran war, dass ich danach das Gefühl hatte, seinen Horizont wirklich erweitert und ich ihm etwas beigebracht habe. 

2. Was war das beste Essen ? 
   -> Definitiv die samstägliche, selbstgemachte Pizza von meinem Gastvater mit dem Belag von meiner Gastmutter: Zwiebeln angebraten in Apfel-Cider *-*
3. Wo war ich am liebsten ? 
   -> Gym :D ne Spaß, also nein nicht wirklich Spaß, dort war ich echt gerne, aber das Beste war eindeutig Melbourne, dort war ich mit Abstand am aller liebsten !! 

4. Das Beeindruckendste ? 
   -> Der Grampians-National-Park! Leute ihr habt ja keine Ahnung wie überwältigende das war, da sind mir wirklich fast die Tränen gekommen! Wie wunderschön Natur ist und man hat sich so unbedeutend gefühlt, wenn man auf diese Weite geschaut hat. Und das war wirklich ein Gefühl, dass ich so noch nie erlebt habe. Ein ganz wunderbares Gefühl, denn du merkst, dass sich die Welt absolut NICHT um dich dreht und deine Probleme wirklich ziemlich unbedeutend sind. Für manche mag sich das komisch anhören, aber für mich war es ein kurzer Moment wie ein kleine Befreiung von dem sonst sehr eingeschränkten und auf-sich-selbst-fokusierten Blickfeld. #ichPoet 

5. Das Belastendste? 
   -> Meine Gewichtszunahme. Ja bescheuert ich weiß, aber ich möchte ja ehrlich mit euch sein und das ist eine Thema, dass mich viele Gedanken, Nerven und Energie gekostet hat. Und dadurch, dass ich mich damit vorher nie auseinander setzen musste, war es für mich wirklich anstrengend. Klar, das ist etwas das jedes Au Pair erzählt, aber ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass es mir passieren würde. Naja, das wird sich auch wieder ändern (hoffentlich :D ). 
6. Das Beste an Australien? 
   -> DIE LEUTE!! Ich bin wirklich verliebt in die Australier! So freundlich, offen und herzlich. Das hat schon damit angefangen, wie ich im Volleyball aufgenommen wurde, dass sie mich alle geaddet haben auf Facebook oder mich in ihr Chatgruppe hinzugefügt haben. Im Tierheim wurde sich tausend Mal bedankt, dass ich geholfen habe. Oder z.B. im Supermarkt wollte mir ein wildfremder Mann meinen kompletten Einkauf bezahlen, als mir kurz vor der Kasse aufgefallen ist, dass ich meinen Geldbeutel im Auto vergessen habe. Aber auch einfach ganz kleine Dinge, wenn man irgendjemanden angerempelt hat kommt einfach nur ein nettes 'No worries mate' und wenn man kurz nicht mitbekommt, dass die Ampel bereits auf grün ist wurde man leicht angehüpelt (das Wort wird sich hoffentlich etablieren. Definition: Ein freundliches Zuhupen um darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass die Wartezeit vorüber ist. Ein andere Definition wäre: Genau das Gegenteil zu Deutschland. Also kein HUPEN, dass eigentlich nur bedeutet 'Du dumme Sau, das machst du doch extra, jetzt fahr endlich, es ist so wichtig 3 Sekunden früher am Ziel anzukommen, gleich fliegt mir die Hutschnur weg !!! (#ohJahnnesbistdues?). Oder aber, dass dich Leute einfach angesprochen haben. Einfach nur um eine super freundliche Konversation zu haben und aus Interesse daran, offen und interessiert an anderen Personen zu sein. Ich könnte die Liste wirklich ewig so weiterführen und ich finde genau das macht Australien aus und ich hoffe, dass ich diese 'Attitude' also mal 5° sein lassen zu können und im allgemeinen noch öfter mit einem Lächeln auf den Lippen rum zu laufen ein wenig beibehalten kann. 


Da waren noch deutlich mehr Fragen, aber damit möchte ich euch jetzt nicht weiter langweilen. 
Einfach nur noch mein persönliches Fazit zu meiner Au Pair Zeit: 
Ich würde nicht nochmal Au Pair machen. Denn man hat meiner Meinung nach viel zu viel Verantwortung, ist so extrem auf die Gastfamilie angewiesen und steht in gewisser Art und Weise immer unter Strom, da man nie wirklich unbeobachtet ist. Und dennoch, bin ich so extrem froh, es gemacht zu haben. Das mag paradox klingen, aber ergibt für mich Sinn, denn ich musste wirklich Erwachsen sein. Also Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen und in gewisser Weise für mich selbst Sorgen. Außerdem lernt was so viel von Zuhause zu schätzen und man sieht, was man wirklich möchte und was nicht. Au Pair zu sein hat auch tolle Seiten, denn du hast einen festen Platz wo du jeden Abend hin zurück kehren kannst. Die Liebe von den Kids ist wirklich etwas wunderschönes und es ist toll einen Einblick in eine andere Familie/Kultur/Leben zu bekommen. Aber dennoch würde ich sagen, dass ich vieles anders machen würde und für mich war dies zu 99% die letzte Gastfamilie in der ich zu Gast sein durfte. Die Familie war definitiv nicht das 'perfect match' für mich und ich bin mir sicher, dass es das auch nicht geben wird, denn dafür ist man einfach zu Individuell, mit zu unterschiedlichen Vorstellungen und Lebensweisen. Was auch irgendwie ganz normal und verständlich ist. Im Allgemeinen betrachtet und vor allem im Vergleich zu anderen Au Pairs und anderen Storys, würde ich aber sagen, dass es mich dennoch gut getroffen hat und es im Großen und Ganzen schön war, diese Familie kennen zu lernen. Und ich bin einfach so dankbar, so viel neues über mich erfahren zu haben #poetzumzweiten. Nein, aber ganz wirklich, wenn Leute das vorher erzählt haben, dass man viel über sich erfährt, habe ich immer gedacht, ja komm red nicht.. ich lebe mit mir seit 19. Jahren zusammen, ich denke mal ich kenne mich so langsam. Aber nup, überhaupt nicht. Ich weiß jetzt viel besser, was ich im Leben wirklich erreichen will, was mir wichtig ist und in welche Richtung ich gehen möchte. Und alleine wegen diesen neugewonnen Infos würde ich die Zeit nicht missen wollen. Ganz abgesehen von den vielen neuen Leuten die man getroffen, den Plätzen die man gesehen und die Geschichten die man jetzt erzählen kann. 

Ok genug darüber. Nun zu meinem Abschied. 
Nach dem Lunch gings an den Bahnhof, wo wir uns alle nochmal gedrückt und verabschiedet haben. Außerdem habe ich jedem Familienmitglied noch einen kleinen individuellen Brief gegeben, um mich bei jedem nochmal zu bedanken. Und dann gings auch schon in den Zug und die Zeit mit meiner Gastfamilie war von jetzt auf gleich einfach vorbei. 

Der Zug brachte mich nach Melbourne, wo ich meine Sachen in einem Hostel abgestellt habe. Denn den Samstag Abend verbrachte ich mit na Freundin auf einer australischen Hausparty/ Australia-Day-Feier-mit-einem-Tag-Verspätung :D Und das war ein weiterer perfekter Abschluss um mich von Melbourne zu verabschieden. Bei 40° und mit Pool und Bierpong, super netten Leuten und kaltem Alkohol wurde es eine seeeehr witzige und lange Nacht. 

Der nächste Tag: semi-witzig. Mit Kater und alles andere als erholt durfte ich den Tag noch in Melbourne totschlagen, um dann Abends, immer noch bei 40°C mit meinem 21 Kilo Koffer, meinem 7 Kilo Rucksack und 3 Kilo Handtasche mir den Weg zum Flughafen zu bahnen :D 
Naja wie auch immer, ich habe es geschafft und werde gleich in meinem Flugzeug Richtung Bali,Urlaub und Papa starten!! Ich bin aufgeregt wie Bolle und super gespannt was alles auf mich zukommt! 

 So ihr Lieben, das war also mein letzter Au Pair-Beitrag. 

Die nächsten 8 Wochen gibt's dann hoffentlich spannenden Berichte über meine Reisezeit. 

Vielen lieben Dank, dass ihr mich durch das Abenteuer Au Pair begeitet habt! 
Also auf in ein neues Kapitel! 

Ich hab euch so lieb! 
Euer Nicht-Au-Pair